Freiheit. - Seit mehr als einem Monat erleben wir als
gesundheitlich Gefährdete die weltweite Krise im Haus-Arrest. Pandemie, die Epidemie, die nicht nur Asien
und Pan-Europa erfasst; das Corona-Virus breitet sich auch in Nord- und
Südamerika aus, in Afrika und Australien. Inzwischen sind an dieser Erkrankung
weltweit mehr als 200'000 Mitmenschen gestorben. Finanziell werden Milliarden
zur Begrenzung der Schäden eingesetzt. Nun erfolgten die von vielen ersehnten
ersten Erleichterungen. Der Lock-Down der sozialen und wirtschaftlichen
Bereiche wird sachte zurückgenommen. Vielleicht dürfen wir schon bald wieder
das Haus verlassen, einkaufen, an einem Anlass oder an gottesdienstlichen Feiern
teilnehmen.
Eine neue Freiheit? Das
ist zu hoffen. Aber nicht eine unverantwortliche. „Wer die Sicherheit der
Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave“, sagte der Universalgelehrte Aristoteles,
384-322 v. Chr. Ich meine nicht eine Rückkehr in die alten Spuren der Sklaverei
der Gewohnheiten. Freiheit endet an den Grenzen der andern. Eine Chance ist es,
neue Bereiche des Gemeinsamen zu erreichen. Aber: Jetzt ist die Zeit der selbsternannten Richter. Sie
sprechen das Urteil über verantwortungsvoll Handelnde. Sie verbreiten damit das
krankmachende und tödlich wirkende Virus der Hybris, der Über-heblichkeit und
des Egoismus zum Schaden der Nächsten und zur Katastrophe für das ganze ‚Haus
der Erde’. Freiheit hat mehr mit Selbstkritik zu tun und mit der Freiheit der
Andersdenkenden als mit Selbstbehauptung. Frei für...? Für das Wohl aller. Das heisst
frei werden und frei bleiben.