Mittwoch, 25. November 2020

Tränen

 

Tränen. Die Patientin im Krankenhaus war untröstlich. Ihr Weinen liess kein Gespräch möglich werden. Entmutigt, traurig, hilflos, unverstanden, verzweifelt muss sie ihre Situation empfunden haben. Weinen war der einzige Ausdruck ihrer Empfindungen. Tränen, nichts als Tränen. Der Schmerz wälzte sich von ihr zu mir. Was tun? Tun? Kann da jemand etwas tun? Trösten? Ja, da sein. Ihr Leid mit aushalten. Auch ohne Worte. Da erinnerte ich mich, dass ich ein zweites, ein frisches Taschentuch bei mir hatte. Ich gab es ihr. Sie nahm es wortlos. Und als ich mich verabschiedete, behielt sie es. Wie ein Pfand, das sagt, dass ich wieder kommen werde. Und ich kam wieder. Und sie behielt das Taschentuch auch dann wieder. Wie eine Verheissung, die sagt: Ich bin nicht allein. Es ist noch jemand da, der an mich denkt, mich nicht abgeschrieben hat und mich nicht aufgeben wird. Jemand, der wieder kommen wird. Nicht wegen des Taschentuchs sondern wegen der Zuwendung. Jemand, der Schmerz und Tränen mit aushalten wird.

Sonntag, 22. November 2020

Für Sie...?

 

Für Sie...? Die angeschlagene Gesundheit verbunden mit starken Schmerzen war offensichtlich. Eine Besucherin fragte: „Haben Sie jemanden, der für Sie betet?“ Hatte je einmal jemand so gefragt? Es gibt Leute, die fragen: „Haben Sie jemand, der für Sie einkaufen geht?“ So lieb! Jemand, der für sie betet? Meine Antwort war ein klares: „Ja, Gott sei Dank.“ Es ist ein Vorrecht, dass wir direkt zu Jesus Christus und zu Gott beten dürfen. Aber es ist ein Zeichen herzlicher Verbundenheit, wenn Fürbitte erlebt wird, verbunden mit dem Füreinander-Dasein in Liebe. Vor ein paar Tagen sandte mir jemand den Link zum vertonten Gebet: „In deiner Hand steht meine Zeit...“

 

https://www.youtube.com/watch?v=Ii-Fjj3nTP0&list=PLX37UNZz5zdUe-F9HHqC5LgTTksXj50&index=2

 

...genügend Zeit lassen, bis das Lied kommt - oder Google: Christian Methfessel In deiner Hand

Mittwoch, 11. November 2020

Schön ist...

 

Schön ist der Herbst mit seinen bunten Farben. Schön sind die reifen Früchte und die fröhlichen Erntefeste. Schön ist es, sich zu treffen und dankbar miteinander zu teilen. Der Jahreslauf und das Leben vermitteln ungezählt viel Schönes - für alle, die dafür offene Augen haben. Aber neben all dem Schönen sehen wir auch viel Nichtschönes. Nicht schön sind die Ereignisse rund um die derzeitige Wahl des Präsidenten der U.S.A.; ein Präsident, der seine Niederlage nicht eingestehen will. C. M. de Talleyrand, 1754-1838 sagte: „Kein Abschied auf der Welt fällt schwerer als der Abschied von der Macht.“ Da werden dem Nachfolger Hindernisse auf den Weg gestellt. Nicht schön sind diese Schandflecken für eine Demokratie und für ein Volk das tief gespaltet ist. Nicht schön sind Rassenhass, Verleumdung und Machtmissbrauch; sie lösen das schöne Bekenntnis ab, das auf dem Geld der U.S.A steht: „Liberty - In God we trust, Freiheit - Wir vertrauen auf Gott.“ Schön wär’s...

Mittwoch, 14. Oktober 2020

2. Welle COVID-19

 

2. Welle - Richtig: COVID-19. Die zweite Welle - sie ist da,“ schreibt Oberärztin Carola Holzner im TA-Magazin. Sie zeigt das CT-Bild einer befallenen Lunge. Schwarz ist gesundes Gewebe, aber diese Lunge ist ziemlich weiss. So könnte schon „bald eure Lunge sein“, sagt sie. Deine Lunge...? Da liegen sie schwer Covid-krank. Künstliche Beatmung Tag um Tag, Nacht um Nacht. Es ist extrem belastend - auch für die Angehörigen. Viele hoffen und beten. Ansteckung ist leicht möglich. Ein Tröpfchen. Das grösste Problem ist: COVID-19 wird von vielen „nicht ernst genommen“, sagt ‚Doc Caro’. Sie erlebt persönliche Angriffe. S i e  weiss, „dass das Virus da ist und schwer krank machen kann.“ Und sie setzt sich ein. Bei „24h Notaufnahme, keinen Schlaf, fast stündlich COVID-Patienten...“, Arbeit mit „Maske, Faceshield, Kittel und Handschuhen. Rund um die Uhr.“ Mitschuldig machen sich Systemkritiker, Maskenverweigerer und die weiteren Missachtenden der Auflagen. „Jeder COVID-Patient ist einer zu viel.“ Abstand halten. Und: Bliib gsund...

Montag, 5. Oktober 2020

Vergeben haben

 

...wie auch wir... Ein Arzt fragte mich, was der Satz bedeute: „...wie auch wir vergeben haben.“ Es gehe im Unser-Vater doch primär um die Bitte, dass Gott uns unsere Schuld vergebe. Punkt. Fertig. - Nein, Stopp! Die zwei kurzen Sätze lassen sich nicht trennen. Gott vergibt so, wie wir vergeben haben. Hat jemand nicht vergeben, ist ihm oder ihr von Gott auch nicht vergeben worden. Hat einer den Eindruck, ihm sei nichts zu vergeben, da sei keine Schuld, da sei alles in Ordnung, dann ist er blind und eingebildet. Und hat sie das Gefühl, Vergebung sei nicht erforderlich, dann ist sie taub und weit weg von der Wahrheit. Wir sind gegenüber Gott und unsern Mitmenschen tausendfach schuldig geworden; wir wollten es nur nicht wahr haben. Unser Stolz und das Gefühl von Selbstgerechtigkeit wollen es nicht gelten lassen, dass wir schuldig geworden sind. Da hilft auch etwas Religion und Psychologie nicht darüber hinweg. ‚Sünde’ ist: mit eigenen Normen gegen Gott rebellieren. Es gibt nicht zwei Wege: Für mich Gnade und für andere der Schuldspruch. Die Katastrophe ist: Eingebildete wollen die Realität nicht verstehen. Wo nicht vergeben wurde wird Gott auch nicht vergeben. „Vergeben haben“ ist der Schlüssel zum wahren Leben.

Sonntag, 27. September 2020

Abstimmungen und Wahlen

 

Abstimmungen und Wahlen - Was bringen sie? Soeben ergab ein Zwischenergebnis für die Beschaffung von Kampfjets 50,0 % dafür und 50,0 % dagegen. Die einen sind für eine Sache, andere sind aus ebenso grundsätzlichen Überlegungen dagegen. Heben sich damit die Stimmen nicht gegenseitig auf? Nicht unbedingt. Erst das Schlussergebnis bringt die Entscheidung. In einer echten Demokratie ist allein schon die Möglichkeit von Wahlen und Abstimmungen das grosse Plus. Verschiedene Gesichtspunkte werden unterschiedlich gewertet. Das Bild wird dabei bunter und umfassender. Das trifft nicht nur auf Parteien und Interessen-Verbände zu. Auch innerhalb dieser Verbände driften die Ansichten oft stark auseinander. Die Möglichkeit von Wahlen und Abstimmungen zählt zu den grossen Vorrechten. Allerdings kommt noch ein wichtiger Aspekt  hinzu: So wie ich die Freiheit habe, meine Überzeugung kundzutun, so haben es auch die, die für eine andere Ansicht ihre Stimme abgeben. p.m. Nach dem erwähnten Zwischenergebnis betrug das Schlussergebnis 50,1 %  für die Beschaffung. Die Achtung der andern ist ein Kennzeichen persönlicher Reife.

Donnerstag, 17. September 2020

Wut im Bauch und Wut auf Gott

 

Wut im Bauch und Wut auf Gott, hat C.B. geschrieben. Die Wut kann sich gegen Gott und gegen eine konkrete Person richten, gegen den, der mir auf der Strasse das Vortrittsrecht abschnitt oder gegen die Crew der JU-52, die den Absturz nicht verhinderte und 20 Leben in den Tod riss. Da werden rasch einmal Bezeichnungen aus dem Zoo ausgeteilt, du...! Und es entwickeln sich Rachegedanken. Die Wut wirkt sich in einer Lebenskrise unterschiedlich aus. Einer zerschlägt die teure Vase und eine das alltägliche Geschirr. Es fallen verletzende Worte, und Flüche werden gegen andere geschleudert. Oder die Wut wird nicht nach aussen sichtbar - und macht krank. Das Sprichwort sagt: „Ein unverdienter Fluch tritt nicht ein.“ Das ist als Hilfe gedacht. Und wenn doch etwas hängen bleibt? Ich erinnere mich an einen Mann, der in allen Situationen sagte: „Er weiss es.“ Das genügte ihm. Er wusste auch, dass das Gegenteil von Wut und Fluch - Güte und Segen ist. „Er weiss es.“ Es gibt Leute die schreiben „er“ mit grossen Buchstaben. „ER“ - und sie erinnern sich an die höchste Instanz - an Gott. Er weiss es. Er wird helfen und heilen.

Samstag, 5. September 2020

Wohin?

 

Wohin? Im Traum fragte mich der junge Mann aus dem Balkan, wohin man nach dem Sterben komme. Ich schaute ihm in seine dunklen Augen und sagte: „Das ist eine Frage des Glaubens.“  Er strich sich über seinen schwarzen 3-Tage-Bart und ging langsam weg. Offensichtlich wollte er keine Diskussion - über seine Herkunft und über Fragen zum Islam und zum christlichen Glauben. In mir klang die Frage nach: „Wohin?“ Und die Antwort: „... eine Frage des Glaubens.“ Ist es das „Paradies?“ Ist es der „Himmel“? Ist es das „Nirwana“? Oder - und da komme ich meiner Überzeugung am Nächsten: Ist es die Frage nach einer persönlichen Beziehung? „Für mich ist das Leben - ein Dienst für - Christus und das Sterben ein Gewinn,“ um bei ihm, bei Jesus Christus, zu sein! - Das sage ich mit Paulus in seinem Brief an die Philipper 1,21 und 23. Es ist eine Frage der Beziehung: Die Liebe zu Jesus Christus, zu Gott, seinem Vater und durch ihn auch zu denen, die zu ihm gehören, aber auch zu allen, die Hilfe brauchen. - Nur ein Traum? Nein, die beglückende Gewissheit.

Dienstag, 1. September 2020

Mit Stock


Mit Stock. Stock ist zwar ein mehrdeutiger Begriff: Meine Frau freut sich am Blumenstock in der Stube. Von einer Pflegerin hat sie ihn erhalten, weil sie so gerne zu uns kommt. Und draussen auf dem Balkon blüht ein Stock Löwenmäulchen, und eine Sonnenblume öffnet sich - etwas später als sonst. Blumenstöcke bereiten viel Freude. Aber, wenn ich heute „Mit Stock“ schreibe, dann denke ich an etwas ganz anderes: an einen Geh-Stock. Seit Jahren hing er an einem aufgerollten Teppich - unbeachtet und nicht gebraucht. Aber heute war das anders: Ich nahm ihn mit zur Praxis, wo ich gegen die Schmerzen die erwartete Spritze in den Rücken erhalten sollte. Die Assistentin interessierte sich eingehend für meinen einstigen Berufswechsel. Sie hätte gerne auch so etwas erlebt. Aber ... - Ich kam dann recht ‚gwagglig’ aus dem Behandlungszentrum und war froh, den alten Stock brauchen zu können. Es war mein erster Ausgang ‚mit Stock’. Offensichtlich bekam ich noch recht rasch wirkende Mittel, dass ich heute Nachmittag schon ein wenig ‚gräder’ gehen kann. Von baldigen Bergtouren hat mir der Arzt abgeraten. Da lasse halt die Rigi links liegen und den Pilatus rechts und bin dankbar - für die Spritze und für die freundlichen und hilfsbereiten Leute - und für den Stock.

Sonntag, 30. August 2020

Spritze


Spritze. Ich warte auf die Spritze. Die Bilder vom Emery zeigen mir so etwas wie eine Geröllhalde. Die Wirbel sind z.T. eingedrückt, die Bandscheiben gequetscht. Der Druck auf die Nerven nahm zu. Am Morgen konnte ich in den letzten Tagen fast nicht mehr stehen und gehen. Bis übermorgen sollte die Blutverdünnung so weit reduziert sein, dass eine Spritze gewagt werden kann. Tabletten und Tropfen halfen in der Zwischenzeit die Schmerzen zu reduzieren. Gut, dass es diese Mittel gibt und auch die erwartete Spritze in den Rücken. Die Sicht beim Röntgen ermöglicht eine genaue Platzierung. Der Rotkreuz-Fahrdienst wird mich ins Röntgeninstitut bringen. Dafür und für alle Hilfe bin ich sehr dankbar. Einschränkungen und Schmerzen zu ertragen fällt nicht leicht. Nun bin ich froh, bald eine Erleichterung erfahren zu dürfen. Wozu? Klar, zur Linderung der Schmerzen. Aber weiter gefasst, zum positiven Erleben des Lebens. Und doch ist das nicht alles. J. Ratzenböck sagte: „Der Sinn meines Lebens ist der Nächste“ - der Mitmensch, für den ich da bin, ja, gerne da bin.

Sonntag, 16. August 2020

Zeit - oder Verlust


Zeit - „Das Wertvollste im Leben ist die Zeit,“ notierte Bruce Lee. Ich stimme ihm weitgehend zu. Zeit ‚haben’ ist ein wertvolles Vermögen. Zeit mit guten Gegenübern teilen - vervielfacht die Zeit und ihren Wert. Verlorene Zeit ist das Gegenteil von gewonnener Zeit. Nun ist es nicht die Zeit an sich, nicht die Viertelstunde, gemessen mit der Uhr, nicht der Tag der Agenda, der Wert liegt im Inhalt der Zeit. Es sind die guten Erlebnisse, nicht mit Gold aufzuwiegenden Gespräche, die gemeinsame Arbeit, sie zeigen den Wert erlebter Zeit. Eine Bekannte wünschte sich zum Geburtstag „Zeit“, die miteinander erlebt werden darf.  War sie einsam? Erlebte sie, dass eine grosse Zahl von Leuten keine Garantie bedeuten für „das Wertvollste im Leben“. Zeit haben füreinander und miteinander macht die Zeit wertvoll. Natürlich kann auch die andere Dimension zum Wertvollsten führen: die stille Zeit, Zeit mit sich selber und - wie dieser Ausdruck auch verwendet wird - die Zeit mit Gott. Ein Gelehrter suchte eines Nachts Zeit bei Jesus zu verbringen. Er suchte das Gespräch mit ihm und er fand - das Wertvollste. Quelle: Johannes 3. Zeit - heute - für...

Donnerstag, 13. August 2020

Mensch - und Tier


Mensch? Traurig sass der Schimpanse hinter den Gitterstäben. Oder war nun ich hinter Gittern? Ich sprach ihn an, fragte nach seinem Ergehen. Unser Blick war Auge in Auge. Vertrauensvoll. Worte konnte er nicht als Antwort geben. Da nahm er sorgfältig ein Stück Zwetschenkuchen, das neben ihm auf dem Boden lag und reichte es zwischen den Eisenstäben hindurch mir zu. Ich dankte ihm freundlich für das selbstlose Angebot und sagte: „Das ist für dich bestimmt.“ Er nahm es wortlos zurück und legte es wieder neben sich hin. Ich musste mich von ihm trennen und zu meinen Angehörigen zurückfinden. Nicht ohne mich vom wiederum traurigen Schimpansen - diesen Eindruck hatte ich - zu verabschieden. Ein Mensch ist einem Affen begegnet. Oder: ein Affe kommunizierte mit einem Menschen. Wo liegt der Unterschied zwischen Mensch und Tier? Es können viele Ähnlichkeiten entdeckt werden, aber auch Unterschiede. Ich erwähnte die Sprache mit Worten. Im alten Buch Genesis lese ich: „Gott der Herr rief dem Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? ... Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt...“ Die Schlange? Die Begegnung von Mensch und Tier weist auf  Unterschiede hin. Menschen - geschaffen nach dem Bild Gottes, berufen zur Gemeinschaft mit ihm und miteinander. Sie verstehen, wenn auch nicht immer; sie antworten - in der Regel und sie lieben, wenn sie nicht gleichgültig sind oder hassen. Das sind besondere Merkmale.

Montag, 10. August 2020

Wut oder Wunder


Wut! Der 43-Jährige sagte von seiner „Wut auf Beschöniger und Ver-schwörer“, die die Corona-Pandemie in Abrede stellen. Ihn hatte sie erfasst. Seine Wut entstand offensichtlich aus einer grossen Enttäuschung und Verletzung. Im Krankenhaus lag er sieben Wochen im Koma. Dann folgte die Wut über die Fantasten und Schwätzer, die falsche Interpretationen propagieren. Nur schon in der Schweiz sind bis jetzt mehr als 30'000 Personen am Virus erkrankt und mehr als 10’700 daran gestorben. Der Krankheitsverlauf ist für viele schwerwiegend. Wut ist mehr als Ärger. Das französische „rage“ und das lateinische „furor“ sagen etwas vom in Rage kommen und von der Furore die entsteht. Wut, diese starke emotionale Äusserung steht im Gegensatz zu Ruhe und Zufriedenheit und Freude. Wut zeigt auch die Mühe, sich noch beherrschen zu können. Aus Frustration wird Aggression. Wutausbrüche können zu Blockaden und Schlägereien führen, aber auch zu Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Lungenschäden, Depressionen und vieles dazu. Wut darf nicht ein anhaltender Zustand sein. Die Ursache muss geklärt und beseitig werden. Auf der gleichen Seite des Tagesanzeigers wird von der zerstörenden Explosion in Beirut berichtet. „Wut, Trauer und Gewalt“ folgte dem Drama. Ob Covid-19 oder falsche Politik, die Ursache der Wut muss benannt und beseitigt werden, damit die Kräfte der Wut zu einer Veränderung zum Guten führen. Verwandelte Wut ebnet den Weg für Wunder.

Sonntag, 9. August 2020

Acht - 5x8 - 88


8 - Acht ist für mich eine besondere Zahl. Gibt es das bei Ihnen, bei dir auch, dass eine Zahl so etwas wie eine besondere Position bekommen hat? Am 8. ist mein Geburtstag und das im 8.  Monat, also im August: am 8.8.! Und dann bin ich eines Tages 80 geworden, an einem 8.8.: 80. Und dieses Jahr ist der 8.8. der 88. Geburtstag. Das hätte ich mir vor Jahren nie vorstellen können, 80 oder gar 88 zu werden. Als Jugendlicher hatte ich das Empfinden, dass ich nicht über 40 Jahre alt werde. Mein älterer Bruder wurde nur 3 Tage alt. Aber dann ging bei mir das Leben nach dem 40. Geburtstag weiter und der Horizont weitete sich sogar: Mit 40 reiste ich das erste Mal nach Amerika. Der Anlass war die  Generalkonferenz unserer Kirche, die in Atlanta, Georgia, stattfand. Mit 80 feierte ich auf einer Schifffahrt mit dem Familien- und Freundeskreis auf dem Bodensee. Und mit 88 war es möglich eine Rundfahrt auf dem Zürichsee zu erleben, mit meiner Gattin im Rollstuhl, und mit einer Freundin, die den Rollstuhl führte. Meine Spinalstenose schränkte mich zwar ein, dass ich am diesjährigen Geburtstag zum ersten Mal übte, in einem Rollstuhl zu fahren. Aber bei allem wurde Gottes Verheissung aufs Neue erfüllt: Ich bin bei dir - ich bin bei euch! Das auch am 8.8. mit 88 Jahren und weiter für alle und für alle Daten in der Zukunft.

Montag, 3. August 2020

Misserfolg oder Genie


Misserfolg - „Sein Leben war ein einziger Misserfolg.“ Dieser Satz steht als erster über dem Leben eines Künstlers, der mit 37 Jahren starb. Misserfolg - das Gegenteil von Erfolg, vom Erreichen gesteckter Ziele, von Anerkennung, Lob und Verehrung. Misserfolg, ein Fiasko, ein Desaster. War sein Geburtstag, der 30. März, ein Unglückstag? War da kein guter Stern? In der Liebe hatte er kein Glück. Beziehungen gingen in Brüche. Er war „ein Versager. Er war unfähig, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Unfähig - ein vernichtendes Urteil. Ist ein solches Urteil fair? Urteilen ist das Eine. Etwas Anderes ist es, die Umstände und die Zusammenhänge zu erkennen, die zu einem solchen Leben führen. Seine „grundlegende Erfahrung war und blieb die des Scheiterns.“ Der Versuch als Händler „endete mit seiner Entlassung.“ Das Theologiestudium brach er ab. Als Laienprediger bei den Kohlearbeitern wurde ihm „... sein spärlicher Lohn bald gestrichen.“ Er begann zu zeichnen und zu malen. Nun trotzte er - so lange er konnte - dem Sturm des Lebens und des Meeres. Auch dem Sand der Dünen. Er schreibt: Ich habe das Bild „zweimal vollständig abkratzen müssen, weil es ganz mit einer dicken Sandschicht bedeckt war.“ Aber er malte weiter. Sein Bruder meinte es gut mit ihm, er zahlte für ihn. 37 Jahre Misserfolg? „Erst nach seinem Tod zollte man ihm Anerkennung“, schreibt I. F. Walther über das Leben von Vincent van Gogh, 1853-1890. Ein Versager - ein Genie? Sein Leben und sein Werk bewegen weiter.

Mittwoch, 29. Juli 2020

1. August - Repetition


1. August - Schweizer Nationalfeiertag - mit Flaggen, Feuerwerk und Verpflegung. Zum Teil auch mit einer patriotischen, politischen oder ökologischen Rede und mit dem Lied: „Trittst im Morgenrot daher...“. Nein, diese Strophe weist nicht auf Jungfrau, Mönch und Eiger und nicht auf das Matterhorn hin. Das Lied fährt mit der noch verbreiteten Theologie weiter: „... seh’ ich dich im Strahlenmeer, dich, du Hocherhabener, Herrlicher...“ - Gott in den Alpen, im Sternenheer, im Nebel und im Sturm. „Betet, freie Schweizer, betet! Eure fromme Seele ahnt - Gott im hehren Vaterland.“ Und was hat die  grosse Zahl der Nicht-Schweizer zu singen?
1291 wird erwähnt, ein Treueschwur und Wilhelm Tell - nach Friedrich Schiller - und ein weisses Kreuz im roten Feld. Viel ist seither geschehen, auch der Untergang der alten Eidgenossenschaft. 1798 fegte Napoleon etliches weg, u.a. auch das Gold der Berner und die Schätze der weiteren Stände. Kein Schutzgewölbe konnte den Raub verhindern. Der französische Staatsbankrott von 1770 und die Revolution hinterliessen Spuren. Frankreich steckte in Kriegsschulden, so nahm man dort, wo etwas zu holen war. Diese Gesinnung ist seither nicht ausgestorben. Zwar sagt das Sprichwort: „Geben ist seliger, denn nehmen.“ Geben - und vergeben.

Freitag, 10. Juli 2020

Goldschätze


Goldschätze der besonderen Art - dieser Titel begegnete mir heute in ideas, Juli/August 2020. „Gemessen an der Bevölkerung hält die Schweiz... einen besonders grossen ‚Goldschatz’. Auf jeden Einwohner entfallen rein rechnerisch rund 121 Gramm... des gelben Metalls.“ In Deutschland pro Kopf 40,5gr und in den USA 24,6gr. Nicht dass der Schweizer-Schatzanteil ausgeteilt würde; er liegt bei der Schweizerischen Nationalbank/SNB. Es war auch schon mehr. Zwischen 2000 und 2008 hat die SNB 1'550 Tonnen Gold verkauft. Seither wurde viel gegen die Franken-Aufwertung investiert. Als ‚Goldschatz’ wird aber auch ein ‚goldiger’ Mitmensch bezeichnet, jemand mit einem ‚goldigen’ Gemüt und grosser Herzlichkeit. Bei Gold denke ich spontan an den Ehering mit der speziellen Gravur. Viele haben irgendwo ein „Vreneli“. Bei einem Hausbesuch wurde mir eine glänzende Sammlung solcher Gold-Münzen gezeigt. Ich staunte. „Silber und Gold?“ Simon Petrus, der Jesus-Jünger, sagte zu einem Bettler: „Silber und Gold besitze ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir...“ Und? Der Bittende empfing eine ungeahnte Zuwendung, die sein Leben veränderte, Apg. 3. Wie ein überbordender „Goldschatz“ ging er Lob und Dank austeilend zum Gottesdienst.

Dienstag, 7. Juli 2020

Kunst - der kleinen Schritte


Kunst - faszinierend! Da stehe ich vor der Bücherwand mit den Bild-Bänden berühmter Maler. Darunter Schallplatten und CD’s mit Werken grosser Meister. Ich liebe die Weite dieser Welt und die Vielfalt der Begabungen, das geniale Können. Entdeckt habe ich die Türen zu den Künsten in jungen Jahren in London. Da waren die Museen und die Galerien mit ihrer uner-messlichen Vielfalt - aber auch mit ihrer Stille, wie in der mehrmals besuchten Tate Gallery. Und da lockten die Festsäle und Kirchen mit Konzerten und Oratorien. Noch höre ich: I know that my Redeemer liveth - Ich weiss, dass mein Erlöser lebt! Unvergesslich. Und: Halleluja! Weitere Türen öffneten sich in der Schweiz, in Deutschland, in Warschau, Istanbul, Paris, Washington, Mexico-City, Lima... Ein Geschenk prägenden Reichtums. Dabei ein „Amateur“, ein Liebhaber und Liebender zu bleiben, auch mit Instrumenten, Pinsel und Buchstaben. Gestern stiess ich beim Saxophon spielen neben dem Lied: Wer nur den lieben Gott lässt walten auf Saint-Exupérys Bitte: Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. Die Kunst, die grosse Kunst - der kleinen Schritte...

Donnerstag, 2. Juli 2020

Invalid - nicht unwert


Invalid? Meine Gattin, Margrit, ist seit rund drei Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Die „Ausweiskarte für Reisende mit einer Behinderung“ trägt ihr hübsches Passfoto. Wer käme da auf den Gedanken, dass dieses freundliche Gesicht zu einer schwer behinderten Person gehört. Zum Glück gibt es die „IV“, die „Invaliden“-Versicherung. Doch, was heisst „invalid“? Das Gegenteil von invalid ist „valid“, und valid hängt zusammen mit Valuta, mit Valeur, mit Wert. Soll denn „invalid“ wertlos bedeuten? Invalid = unwert...? Dieser naheliegende Schluss ist falsch. Eine Definition sagt: „Invalidität liegt vor, wenn die körperliche und/oder geistige Leistungsfähigkeit... durch einen Unfall dauerhaft beeinträchtigt wird...“, Wikipedia. Die IV reicht noch weiter, sie erfasst neben Unfall auch krankheitsbedingte Behinderung. Hilfe für diese wertvollen Mitmenschen. „Frau Z. hat keine Hände, keine Unterarme und keine Beine... Es wurde ihr berichtet: ‚Der Pfarrer weigerte sich, mich (als Bebe) zu taufen’. Aber der Grossvater meinte: ‚Man kann dieses Kind jedenfalls umhertragen und lieb haben’“ (aus: Heilung und Gebet). Invalid oder valid - wertvoll? Auf jeden Fall: zum liebhaben.

Dienstag, 30. Juni 2020

Distanz - für immer?


Distanz - zunächst 2 Meter, jetzt noch 1 ½ m als Vorschrift. Das ist äusserlich gemessen. Seit der Ausbreitung der Corona-Epidemie üben wir dieses Distanz-halten, um Ansteckungen zu vermeiden. Wir? Wirklich alle? Schon steigen die Zahlen der Ansteckungen wieder. Erfolgten  die Locker-ungen unter dem Druck der Forschen zu früh? Folgt die zweite Welle? ... auch bei den Sterbenden? Und: Wie gross ist die emotionale Distanz im letzten halben Jahr geworden? Zwischen mir und...? Zwischen ihm und mir? Zwischen ihr und...? Rücksichtsvollen kann es schwer fallen, - wie gestern - die schon ausgestreckte Hand doch nicht zu geben, keine Umarmung zu schenken, nur winken oder „ellebögle“ und noch tiefer: Schuh an Schuh. Jemandem den Schuh geben, galt sonst als unfreundlich. Und un-freundlich hat offensichtlich damit zu tun, dass keine Freundschaft besteht. Distanz kommt von ‚distare’, abstehen, und das ist das Gegenteil von zusammen-stehen und zusammenhalten. Seit Wochen bin ich nicht mehr in der christlichen Gemeinde gewesen, zu der ich gehöre. Es fanden ja wegen dem Versammlungsverbot keine Gottesdienste statt. Nun überlege ich mir: Welchen Einfluss hat diese Zeit auf den Abstand, auf die Distanz und - auf die Freund-lichkeit...?

Donnerstag, 25. Juni 2020

Verdoppelt - ist es Wert?


Verdoppelt - Positiv oder negativ? Verdoppelt hat sich seit meiner Geburt die Wohnbevölkerung der Schweiz. Die „Statistik der Schweizer Städte 2020“ nennt für 2018 für die Schweiz die Zahl von 8'544’527 Einwohnern. 1932 waren es gut vier Millionen. Die Fläche der Schweiz hat sich in dieser Zeit nicht verdoppelt. Was wollen die neuen vier Millionen Mitbewohn-enden in der Schweiz? Gut leben? Studieren? Geschäfte machen? Bauen? Gesund bleiben oder gesund werden? Nach  dem Ausbruch der Corona-Epidemie hat sich die Zahl der Erkrankten in unserm Land mehrmals verdoppelt. Sie ist bis Ende März auf mehr als 15'000 gestiegen. Und in der Zeit vom 31. März bis zum 16. Juni 2020 hat sich die Zahl wieder verdoppelt - auf mehr als 31'000 Corona-Erkrankte. Viele sind wieder genesen. Aber mehr als 1900 Erkrankte sind an diesem Virus gestorben. Verdoppelt hat sich in kurzer Zeit die Trauer und die Hoffnung. Verdoppelt oder mindestens erhöht wurden Schulden und Kredite. Was wird noch werden? Viele verharrten in halb-freiwilligem Hausarrest, um nicht angesteckt zu werden oder in Quarantäne, um nicht andere anzustecken. Verdoppelt hat sich aber auch vielerorts die Nachbarschaftshilfe beim Nachfragen, beim Einkaufen und beim füreinander Dasein. Frage: Was wollen und was werden wir in der „neuen“ Zeit verdoppeln? Was ist es Wert...?

Montag, 25. Mai 2020

Gott - durch Jesus


Gott? - Zwei Erlebnisse: Heute war eine Muslima bei uns zu Besuch, und wir lasen Arabisch, der Sprache, die von Allah sagt. Und dann fuhr ich fort in meiner derzeitigen  Lektüre: „Wir kennen Gott nur durch Jesus Christus.“ Das notierte Blaise Pascal in seinen  hinterlassenen „Gedanken“. Ich zähle zu den genannten „Wir“. Und Sie...? 
Wie ich Gott kennenlernte? Ich hörte von Gott im Kreis der Familie. Dabei erging es mir ähnlich wie Job/Hiob, der feststellte: „Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört.“ Aber er betete, und ich lernte es auch. Nach und nach folgte das Lesen und Nachdenken über Gott und ich begegnete der Frage: „Gibt es nicht mehr als einen Gott?“ Die Antwort dazu: „Nein, es gibt nur einen, den allein wahren und lebendigen Gott.“ Dazu lehrte das Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an Gott, den Vater..., ich glaube an Jesus Christus..., ich glaube an den heiligen Geist...“ - ein dreifacher Bezug zu dem einen Gott. Job/Hiob ergänzte einst: „Nun aber hat mein Auge dich gesehen“ (42,5). Das geht über das Hörensagen hinaus. Ich habe Jesus Christus durch das Neue Testament der Bibel persönlich kennen gelernt, u.a. mit dem 1. Johannesbrief: „Gott ist Liebe.“ „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt.“ „Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott“ (aus 1. Joh. 4). Ja, „wir kennen Gott nur durch Jesus Christus.“

Sonntag, 10. Mai 2020

Demut real?


Demut  wird gesucht. Was sagt dieses fremde Wort? und was nicht? Eine Pfarrfrau legte sich im Emmental für den Besuch der Frauengruppe jeweils eine „Schäube“ - eine Schürze - an, um demütig und dienstbereit zu erscheinen. Aber zwischen scheinen und sein liegen Welten. Demut kann nicht gemacht oder vorgeführt werden. Entweder hat jemand diese Gnade oder sie fehlt - verletzend. Demut, das lateinische ‚humilitas’, hat mit ‚humus’, dem Erdboden zu tun und das englische ‚humble’ mit Bescheidenheit. Das war nichts für ‚Ger-manen’; ihr ‚ger’ war Waffe. Mut zum Dienen kommt aus einer anderen Welt. „Demut weiss nimmer, dass sie demütig ist; denn wo sie es wüsste, so würde sie hochmütig...“, sagte Martin Luther. Demut kann zwischen hoch und tief unterscheiden ohne in Überheblichkeit zu geraten.
Die beste Platzierung für das Ich ist: „Icke jag utan gud i mig.“ Das sagte der dritte UN-Generalsekretär, der Schwede Dag Hammarskjöld: „Nicht ich, sondern Gott in mir.“ Sein Buch „Zeichen am Weg“ schenkte mir eine Gruppe Teenager. Da lese ich: „Demut heisst sich nicht vergleichen.“ Wo führt es hin „wenn es am Ende doch immer nur um euch und eure eigenen Interessen geht, dass ihr vielleicht sogar ein Star werden wollt...“? (volxbibel). Mutig ist die Sicht von Marie von Ebner-Eschenbach: „Demut ist Unverwundbarkeit.“ Einbildung, Begehrlichkeit und Stolz sind verwundbar. Wer erschüttert betet: „Gott, sei mir Sünder gnädig“, zählt zu den Demütigen. Die Demütigen sind zum Grössten berufen: für die andern da zu sein. Dieses Programm führt zum beglückenden Finden.

Dienstag, 5. Mai 2020

Toxisch - giftig


Toxisch. Dieses Wort habe ich nun zum erstem Mal in einem Brief verwendet. Es ist verbunden mit negativen Erlebnissen. Es wird mit „giftig“ übersetzt. Toxische Mitmenschen verbreiten ein tödliches Gift. Sie vergiften andere, ihre Umwelt und sich selbst. Sie verraten sich durch „lügen, manipulieren und kontrollieren“ schreibt Natalie Scheffler. Sie schädigen „permanent mit ihrem Verhalten, um ihre Wünsche durchzusetzen und ihr eigenes Selbstwertgefühl zu steigern. Sie verhalten sich unmoralisch und unsozial.“ Ihre Spezialität wird mit „Uneinsichtigkeit, Eifersucht und Missgunst“ bezeichnet und auch mit Erpressungen. „Den Standpunkt des andern versuchen zu verstehen oder ein klärendes Gespräch zu führen, das komme ihnen meistens gar nicht in den Sinn. Die Ursachen für toxisches Verhalten liegen zumeist in der Kindheit: Mangelnde Liebe...“ (leicht gekürzt). Wo die Liebe fehlt, fehlt auch die Einsicht und die Aussicht auf eine Änderung zum Guten. Gift kann tödlich wirken. Auch das Gift der Worte und des Verhaltens. Ein Beispiel (von WAITBUTWHY) zeigt, wie Einstellungen wirken können: Vier Personen stehen beieinander. Eine sagt zu den andern: ‚Ihr seid sicher in unserer Gruppe mit dabei!’ Die zweite antwortet: ‚Ich - auf jeden Fall.’ Da meldet sich die dritte und kontert: „Let’s destroy the lives of people who disagree with us!“ ‚Lasst uns das Leben derer zerstören, die nicht mit uns übereinstimmen!’ Die vierte scheint dem zuzustimmen.  - Toxisch, vergiftend - durch Worte und Verhalten - das Leben anderer zerstören und auch das eigene. Was ist da noch mitmenschlich oder christlich? 

Montag, 4. Mai 2020

Schön - du


Schön, dass... Dieser Satzanfang lässt sich vielfach weiterführen. Meine Frau erhielt eines Tages ein weisses Handtuch mit dem Aufdruck: „Schön, dass es dich gibt.“ Während etlicher Wochen hatten wir das weisse Tuch mit dem rot gedruckten Satz im Duschraum hängen. Nicht viele sahen es. Doch wer es sah freute sich. Letzten Samstag hängte ich das weisse Handtuch mit dem auffallend rot gedruckten Satz und den fünf roten Mohnblumen an eine Querstange im häufiger frequentierten Badzimmer. Die Frauen unserer Haus-Krankenpflege „Spitex“, die abwechselnd zu meiner Gattin kommen, betreten das Badzimmer jeden Tag. Spontan wurde der Satz registriert. „Habt ihr das für mich hingehängt?“ fragte am Sonntagmorgen strahlend die junge Krankenpflegerin. „Ja, und für alle“, war die Antwort. „Schön, dass es dich gibt.“ Schön, dass es Sie gibt. - Viele wissen nicht, wie gut es tut, sie zu sehen. Sie erfahren es erst, wenn wir es ihnen sagen. Uns regt der Satz an, es auch persönlich zu sagen: „Schön, dass es dich gibt.“

Samstag, 2. Mai 2020

Freundschaft töten?


Freunde. - Gestern kam mir ein Blatt in die Hände mit Worten, die ich im Anschluss an eine meiner Geburtstagsfeiern notierte: Freunde feiern die Freundschaft. Freunde sind ein grosses Geschenk. Freunde werden zu Quellen des Glücks für alle Zeiten des Lebens. Freunde finden Zeit für gute Gedanken, für herzliche Wünsche, für geduldiges Mitgehen, für liebevolles Verstehen, für Zeichen der Verbundenheit. Herzlichen Dank für alle Zeichen der Freund-schaft, für alle Freundschaft. - Und heute brachte die Post eine Todesanzeige. Mein Studienfreund ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Vor 66 Jahren lernten wir uns kennen. Wir teilten das Zimmer und die Studienzeit. Und wir blieben durch die Jahrzehnte auch trotz Landesgrenzen in Freundschaft verbunden. Freunde sind ein grosses Geschenk. Ich weiss: Freunde können sterben. Traurig, ja tragisch ist es, wenn eine Freundschaft stirbt und die einstigen Freunde getrennt weiterleben. Das Virus der in sich gezüchteten Selbstgenügsamkeit, der Schuldzuweisung und der Abwendung vermag eine einst gelebte Freundschaft zu töten. Freunde leben Vergebung und Entschuldigung, das wertvolle Gut: Leben.

Mittwoch, 29. April 2020

Freiheit hat Grenzen


Freiheit. - Seit mehr als einem Monat erleben wir als gesundheitlich Gefährdete die weltweite Krise im Haus-Arrest. Pandemie, die Epidemie, die nicht nur Asien und Pan-Europa erfasst; das Corona-Virus breitet sich auch in Nord- und Südamerika aus, in Afrika und Australien. Inzwischen sind an dieser Erkrankung weltweit mehr als 200'000 Mitmenschen gestorben. Finanziell werden Milliarden zur Begrenzung der Schäden eingesetzt. Nun erfolgten die von vielen ersehnten ersten Erleichterungen. Der Lock-Down der sozialen und wirtschaftlichen Bereiche wird sachte zurückgenommen. Vielleicht dürfen wir schon bald wieder das Haus verlassen, einkaufen, an einem Anlass oder an gottesdienstlichen Feiern teilnehmen.  

Eine neue Freiheit? Das ist zu hoffen. Aber nicht eine unverantwortliche. „Wer die Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave“, sagte der Universalgelehrte Aristoteles, 384-322 v. Chr. Ich meine nicht eine Rückkehr in die alten Spuren der Sklaverei der Gewohnheiten. Freiheit endet an den Grenzen der andern. Eine Chance ist es, neue Bereiche des Gemeinsamen zu erreichen. Aber: Jetzt  ist die Zeit der selbsternannten Richter. Sie sprechen das Urteil über verantwortungsvoll Handelnde. Sie verbreiten damit das krankmachende und tödlich wirkende Virus der Hybris, der Über-heblichkeit und des Egoismus zum Schaden der Nächsten und zur Katastrophe für das ganze ‚Haus der Erde’. Freiheit hat mehr mit Selbstkritik zu tun und mit der Freiheit der Andersdenkenden als mit Selbstbehauptung. Frei für...? Für das Wohl aller. Das heisst frei werden und frei bleiben.

Freitag, 10. April 2020


Ostern.  Karfreitag - mit dem Sterben von Jesus - und Ostern mit seiner Auferweckung und Auferstehung gehören zusammen. Das ist auch für das Jahr 2020 mit der grossen Pandemie wichtig. Tausende sind am Corona-Virus gestorben. Hunderttausende sind infiziert und werden es noch. Lock down, Quarantäne, Stillstand, Hausarrest, viel Leid - und Hoffnung auf eine Wende bestimmen die Gegenwart - und der immense Einsatz ungezählter für andere. Und wie wird die Zukunft sein?
Ich zitiere aus www.christliche-gebete.ch

Das Leben überlebt den Tod

Das Leben überlebt den Tod. Die Liebe bleibt;
und Knospen treibt die Hoffnung auch im Leid.

Der Glaube siegt trotz Schmerz und Not. Ein Ton erklingt,
die Tiefe singt und alles drängt empor.

Im Leben und im Tod ist Gott dir immer nah;
und er bleibt da - die Hoffnung alle Zeit.    Theophil Tobler

Donnerstag, 26. März 2020


Wissen ist alles, meinte mein Nachbar. „Wissen ist begrenzt“, notierte Albert Einstein. Wissen ist Macht - postuliert der Herrschsüchtige. Wissen - ist bald überholt, weiss der Forscher. Und was ist wichtiger als Wissen? „Fantasie ist wichtiger als Wissen“ ergänzte Einstein. Unter meinen Be-kannten gibt es einige, die sich trotzdem an der These orientieren: „Wissen ist alles.“ Andere wissen, dass keiner von uns alles weiss. Wichtiger und grösser als Wissen ist Liebe. Wir können die Liebe auch Glauben nennen. Und wir entdecken, dass Glaube und Liebe sich mit der Hoffnung zu einem starken Trio zusammenfügen. Allerdings bleibt für viele vage, was Hoffnung meint. Und der Glaube erscheint oft wie ein Puzzle, bei dem einzelne Teilchen fehlen. Das ist nicht tragisch, sagt der Glaubende, weil Glaube Vertrauen ist. Wir vertrauen doch einander, ohne alles zu wissen. Folglich kommt es darauf an, das Wesentliche zu wissen. Und dazu braucht es wie so oft im Leben - eine Entscheidung. Ich entscheide mich für... ...! Ja, wofür denn? Ich entscheide mich für Jesus Christus, weil ich ihm vertraue. Er hat sich ohnehin schon lange für mich entschieden, für Sie, für dich, für uns. Dieses Wissen heisst Glaubensgewissheit. Und Glaubensgewissheit macht dankbar.

Montag, 23. März 2020


Virus Corona heisst das neue Schlagwort, das rings um die Welt geht. Auch Covid-19 genannt, weil es offenbar bereits 2019 ausgebrochen ist. Ungeahnte Probleme folgen den vorausgegangenen Busch- und Regenwald-Bränden. Die Welt ist 2020 eine andere geworden. Wohl 100’000e werden vom neuen Virus befallen, ungezählte sind schon daran gestorben. Die Zahlen steigen. Die Spitäler kommen an ihre Grenzen. Notspitäler werden eingerichtet. Medizinstudenten und einstige Pflegepersonen sind zum Einsatz aufgeboten. Statt umarmen: zwei Meter Abstand halten. Über 65 Jahre alt: zu Hause bleiben. Betagte sterben, aber auch Junge sind betroffen. Geschäfte und Schulen sind geschlossen. Sportanlässe und Gottesdienste finden nicht mehr statt. Millionen haben Hausarrest, allein in Californien / USA sind es 60 Millionen. Heimtückisch: Die Krankheit bricht erst Tage nach der Infektion aus. Wer meint, gesund zu sein, ist unter Umständen bereits markiert. Viren zählen nicht zu den Lebewesen. Sie sind äusserst klein, haben weder ein Gehirn noch einen Verdauungsapparat. Sie sind auf Wirtszellen angewiesen um sich zu vermehren - und sie zu verheeren. Seit der grossen Grippe von 1918 sind rund 100 Jahre vergangen. Ebolo, Sars und weitere Namen sind in der Zwischenzeit bekannt geworden. Impfstoffe und Medikamente sind jeweils neu zu erfinden. Und was folgt in 20 oder 50 Jahren? Zusätzlich erschüttern Erdbeben, wie soeben in Zagreb, die Ordnung. Ordnung? Wir lernen neue Ordnungen kennen. Wir lernen neu leben und uns Gedanken zu machen aufs Sterben. Ich wünsche allen die Fähigkeit, sich mit dem Kommenden zu befassen und dafür bereit zu sein.

Samstag, 15. Februar 2020


Unfehlbar... Als ich viel jünger war als jetzt, hielt ich mich selbst für unfehlbar; aber ich danke Gott, dass ich mich jetzt besser kenne. Das stellte John Wesley für sich fest, der unermüdliche methodistische Pionier, 1703-91. Psychologische und moralische Methoden der Selbstbeobachtung und der Selbsteinschätzung waren „in“ - mit allen verknüpften Schwächen. Ein späterer Idealist sagte: „Jetzt habe ich schon mehrere Tage tadellos gelebt.“ Sein Kollege meinte: „Sagt das deine Frau auch von dir?“ Eine gute Frage! Ein Zeitgenosse schrieb: „Ich musste immer der Beste sein.“ Nun, Worte zeigen etwas vom Wesen: „... der Beste“ - „... tadellos“ - „... unfehlbar“, das zählt zu den höchsten Levels. Wer sich jedoch „besser“ kennen lernt, schätzt sich auch anders ein und verhält sich anders. Weit zurück reicht die Einsicht  der Dramatiker Sophokles und Euripides, gut 400 Jahre vor Christus; sie lässt sich in das Sprichwort zusammenfassen: „Errare humanum est“ - Irren ist menschlich. Cicero fügte hinzu: „... nur der Tor wird im Irrtum verharren“. Sich „besser“ kennen lernen ist ein lebenslanger Prozess. Wer es wagt, sein Leben ohne Scheuklappen anzusehen, entdeckt bisher verdeckte Seiten. Nicht immer angenehm, aber hilfreich - auch für die andern - und heilsam.

Montag, 10. Februar 2020


Grösse zeigt sich in der Versöhnlichkeit und nicht am Stand des Kontos; auch nicht nach einer  Millionen-Abgangsentschädigung. „Je grösser ein Mensch ist, um so versöhnlicher ist er“, sagte der römische Dichter Ovid, der zur Zeit von Jesus lebte, 43 v. Chr. - 18 n. Chr. Unversöhnlichkeit ist ein Mangel an Charakter. Wer unversöhnlich ist, ist nicht frei, ist verstrickt mit Vergangenem - auch wenn so getan wird, „als ob“ alles in Ordnung sei. Verzeihen ist der erste Schritt, sich versöhnen ist der zweite; er führt zur Heilung des Schadens. Oft geht das Eingeständnis eigenen Versagens voraus. „Der Tor sieht das Glück nicht, das vor seinen Füssen liegt“, schrieb der griechische Schriftsteller Plutarch, um 45 - 125 n. Chr. Klar-Sehende erkennen das Glück und ergreifen es. Die Versöhnten freuen sich miteinander am neu empfangenen Leben, an der vertieften Freundschaft und an der damit verbundenen Echtheit mitmenschlicher Gemeinschaft. Wahre Grösse zeigt sich als Folge der  Versöhnung von selbst.     
Zitate aus „Anmut und Würde“, Bernhard Funk Verlag, München

Mittwoch, 22. Januar 2020


Engel... „But you always have an angel with you“, sagte die Kollegin. „Aber du hast immer einen Engel mit dir.“ Nach ihrer Einschätzung war es unver-antwortlich, beim Autostopp gegen Mitternacht zu einem fremden, jungen schwarzen Paar aus San Salvador einzusteigen. Beraubung und Mord geschehen doch jeden Tag. Ich soll das doch nie mehr machen. „But..., aber du hast immer einen Engel...!“ Wird er immer gesehen? Oder wie kommt er? Eine Bekannte sagte mir letzten Sommer: „Ich habe ihn gesehen.“ Und meine Zeilen umschreiben:
Engel kommen und gehen gerne ungesehen. Boten aus Gottes Welten. Ob wir sie verstehen?
Boten aus Gottes Welten, die den Weg erhellten. Engel, göttliche Zeichen, bei uns, wo wir zelten.
Engel, göttliche Zeichen, die uns hier erreichen. Boten aus Gottes Welten. Angst und Zweifel weichen.

In der Schalterhalle in Bülach bot mir jemand Hilfe an. Und meine Antwort? „Du bist mir jetzt begegnet wie ein Engel.“ Und als mir in einer schwierigen Situation eine englisch sprechende Person half, reagierte ich mit den Worten: „You are an angel.“ Engel: Wörtlich bedeutet der hebräische Begriff ‚mal(e)ach’ ‚Bote’ und der Name des Propheten Maleachi ‚Mein Bote’, d.h. Gottes Botschafter mit einer Botschaft. Unser Wort ‚Engel’ geht auf die griechische Bezeichnung ‚angelos’ zurück und bedeutet ebenfalls: Bote, Botschafter, Gesandter - oft gesandt, um eine Hilfe zu bringen. Das fasste ich in die Zeilen:
Es können Frauen und Männer sein; sie kommen leise - allein und zu zwei’n.
Oft sind es Vertraute, oft fremd, ein Schein.                 
Sie meiden Drohung und täuschend Gewand. Und da ist einer, der gibt dir die Hand, und eine wohnt neben dir Wand an Wand. 
Dem Hungernden hat er Brot gebracht, dem Kranken hat sie sein Bett wohl gemacht. Sie hören dein Rufen bei Tag und Nacht.     
Er steht im Wege und er sagt: ‘Nein’, wie eine Mauer und hart wie ein Stein.
Es können dir Frauen und Männer sein, - Engel, Boten, Gesandte heute.
Ungezählt oft habe ich eine gute Nachricht bekommen und unerwartet Hilfe erfahren. Das ermutigt, Hilfe zu erwarten, denn: „Gott hat unbegrenzte Möglichkeiten.“

Mittwoch, 15. Januar 2020


Todesangst - wer? warum? „Todesfurcht hat mich ergriffen“, sagte er nachdem sein Freund erkrankte und kurz darauf starb. Mein Vater starb früh bei einem Verkehrsunfall. Meine Mutter an Krebs. Mein einziger Bruder drei Tage nach seiner Geburt. Meine einzige Schwester schon vor 18 Jahren. In der Verwandtschaftslinie bin ich der nächste, der sterben wird. Gilgamesch, der von Todesfurcht Erschütterte, fragte: „Werde nicht auch ich, wie er - mein Freund - mich niederlegen müssen und nicht wieder auf-stehen in alle Ewigkeit?“ Todesangst  wegen dem Schlusspunkt Tod. Wegen unerledigter Fakten. Ungewissheit, unbeantwortete Fragen bringen Ängste. Wie wird das Sterben sein? Und was folgt nachher? Was hat leben und sterben für einen Sinn? Der Nihilist sagt: Mit dem Tod ist alles aus. Der Skeptiker reibt sich an verschiedenen Antworten wund. Wieder andere sehen über dem Jetzt und dem Nachher einen grossen Bogen. Gilgamesch wollte das Leben finden, das nicht im Tod endet. Bei wem ist es zu finden? Die Antwort, die ich kenne, liegt in dem Satz „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht - nicht mehr - sterben.“ Was Jesus nach dem Tod eines Freundes sagte, weist über Tod und Grab hinaus in dieses neue Leben.Alles Wollen, alles Streben wird kein neues Dasein bringen. Du, der auferstanden bist, schenkst es, Jesus Christ.“