Mittwoch, 22. Januar 2020


Engel... „But you always have an angel with you“, sagte die Kollegin. „Aber du hast immer einen Engel mit dir.“ Nach ihrer Einschätzung war es unver-antwortlich, beim Autostopp gegen Mitternacht zu einem fremden, jungen schwarzen Paar aus San Salvador einzusteigen. Beraubung und Mord geschehen doch jeden Tag. Ich soll das doch nie mehr machen. „But..., aber du hast immer einen Engel...!“ Wird er immer gesehen? Oder wie kommt er? Eine Bekannte sagte mir letzten Sommer: „Ich habe ihn gesehen.“ Und meine Zeilen umschreiben:
Engel kommen und gehen gerne ungesehen. Boten aus Gottes Welten. Ob wir sie verstehen?
Boten aus Gottes Welten, die den Weg erhellten. Engel, göttliche Zeichen, bei uns, wo wir zelten.
Engel, göttliche Zeichen, die uns hier erreichen. Boten aus Gottes Welten. Angst und Zweifel weichen.

In der Schalterhalle in Bülach bot mir jemand Hilfe an. Und meine Antwort? „Du bist mir jetzt begegnet wie ein Engel.“ Und als mir in einer schwierigen Situation eine englisch sprechende Person half, reagierte ich mit den Worten: „You are an angel.“ Engel: Wörtlich bedeutet der hebräische Begriff ‚mal(e)ach’ ‚Bote’ und der Name des Propheten Maleachi ‚Mein Bote’, d.h. Gottes Botschafter mit einer Botschaft. Unser Wort ‚Engel’ geht auf die griechische Bezeichnung ‚angelos’ zurück und bedeutet ebenfalls: Bote, Botschafter, Gesandter - oft gesandt, um eine Hilfe zu bringen. Das fasste ich in die Zeilen:
Es können Frauen und Männer sein; sie kommen leise - allein und zu zwei’n.
Oft sind es Vertraute, oft fremd, ein Schein.                 
Sie meiden Drohung und täuschend Gewand. Und da ist einer, der gibt dir die Hand, und eine wohnt neben dir Wand an Wand. 
Dem Hungernden hat er Brot gebracht, dem Kranken hat sie sein Bett wohl gemacht. Sie hören dein Rufen bei Tag und Nacht.     
Er steht im Wege und er sagt: ‘Nein’, wie eine Mauer und hart wie ein Stein.
Es können dir Frauen und Männer sein, - Engel, Boten, Gesandte heute.
Ungezählt oft habe ich eine gute Nachricht bekommen und unerwartet Hilfe erfahren. Das ermutigt, Hilfe zu erwarten, denn: „Gott hat unbegrenzte Möglichkeiten.“

Mittwoch, 15. Januar 2020


Todesangst - wer? warum? „Todesfurcht hat mich ergriffen“, sagte er nachdem sein Freund erkrankte und kurz darauf starb. Mein Vater starb früh bei einem Verkehrsunfall. Meine Mutter an Krebs. Mein einziger Bruder drei Tage nach seiner Geburt. Meine einzige Schwester schon vor 18 Jahren. In der Verwandtschaftslinie bin ich der nächste, der sterben wird. Gilgamesch, der von Todesfurcht Erschütterte, fragte: „Werde nicht auch ich, wie er - mein Freund - mich niederlegen müssen und nicht wieder auf-stehen in alle Ewigkeit?“ Todesangst  wegen dem Schlusspunkt Tod. Wegen unerledigter Fakten. Ungewissheit, unbeantwortete Fragen bringen Ängste. Wie wird das Sterben sein? Und was folgt nachher? Was hat leben und sterben für einen Sinn? Der Nihilist sagt: Mit dem Tod ist alles aus. Der Skeptiker reibt sich an verschiedenen Antworten wund. Wieder andere sehen über dem Jetzt und dem Nachher einen grossen Bogen. Gilgamesch wollte das Leben finden, das nicht im Tod endet. Bei wem ist es zu finden? Die Antwort, die ich kenne, liegt in dem Satz „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht - nicht mehr - sterben.“ Was Jesus nach dem Tod eines Freundes sagte, weist über Tod und Grab hinaus in dieses neue Leben.Alles Wollen, alles Streben wird kein neues Dasein bringen. Du, der auferstanden bist, schenkst es, Jesus Christ.“

Sonntag, 12. Januar 2020


Suizidgedanken?  je nach Alter verschieden. Warum macht sich ein Kind Gedanken, seinem Leben ein Ende zu setzen? Warum ein Teenager? Ein Soldat nach der Rekrutenschule? Eine 30-jährige Lehrerin? Ein bekannter Geschäftsmann? Die Nahestehen sind erschüttert. Beim Abschied werden die Kirchen und Abdankungshallen überfüllt. Die Hinterbliebenen bleiben mit unbeantworteten Fragen zurück. Auch mit Schuldgefühlen, Selbst-anklagen und Tränen. Warum haben wir nichts gemerkt? Oder haben wir etwas geahnt, wollten aber nicht zu nahe treten? Nicht verletzen? Werden wir die Überlegungen, die zum Tod führten je erfahren? Sensible oder verschlossene Mitmenschen haben ihre wohl behüteten Geheimnisse. Andere überspielen die Realität. Es wurde geraten, Tel. 143 anzurufen oder jemanden aus dem Bekanntenkreis. Und? Viele tun es. Einige hinterlassen einen Abschiedsbrief, schreiben von Enttäuschungen, von fehlender Kraft, von empfundener Ausweglosigkeit, nur noch müde, von allem nichts mehr wissen wollen. Oder - endlich am Ziel ankommen, wo die Fragen Antwort finden. Viele sind froh überlebt zu haben. Gedanken sind noch nicht Taten. Da sein mit Gefährdeten, Anerkennung, Empathie, "wie geht es dir?" nachfragen nach dem Ergehen, das alles können Brücken sein, um das Leben lebenswert zu finden.

Mittwoch, 8. Januar 2020


„Himmel...!“Ich will den Himmel auf Erden. Heute schon.“ Sie will dass alles besser wird: „bewahren, pflegen, geniessen... zur Freude aller...“ Einen irdischen Himmel will sie. Und das schon heute. Und wer wird ihr diesen Wunsch heute erfüllen? Träumen kann schön sein. Wünsche äussern auch. Die Erfüllung in Sachen „Himmel“ übersteigt noch rasch einmal die besten menschlichen Möglichkeiten. Raketen sind wieder an der Tagesordnung. Meinungsverschiedenheiten führen rasch zu Streit, zu Krieg und zum Tod des andern - oder zum eigenen. „Let’s destroy the lives of people who disagree with us! - Wir wollen das Leben der Leute zerstören, die nicht mit uns übereinstimmen“, sagt WAITBUTWHY. Das geschieht auch mit Worten nicht nur mit Raketen. So lange wir auf dieser Erde leben, leben wir in dieser gefährdeten und gefährdenden Welt. Himmel? Ich erwachte heute mit den Worten: „Du bist da. Du bleibst da an jedem Tag. Du bist da bei Tag und Nacht. Mit dir ist ein Stück Himmel auf Erden." Aber noch nicht ungeteilt. Das Ganze steht noch aus. Die unerfüllte Sehnsucht wird eines Tages erfüllt sein. Wo Barmherzigkeit ist, erleben wir bereits ein Stück Himmel.

Montag, 6. Januar 2020


Glauben? „Glaubst du das?“ fragte er. „Was meinst du?“ war die Gegenfrage: „etwas glauben oder jemandem glauben?“ Das ist nicht das Gleiche. Heute sagte ich beim Morgenrot dass es wohl regnen werde. Und es regnete den ganzen Tag nicht. Etwas glauben bezieht sich auf eine Sache oder auf eine Aussage. Jemandem glauben bezieht sich auf eine Person, auf ein Gegen-über. Etwas glauben kann dazu führen, dass das Geglaubte schon bald überholt ist und  neue Fakten folgen, z.B. in der Forschung. Jemandem glauben heisst, diesem Gegenüber vertrauen. Ich vertraue dir. Ich vertraue mich dir an. Das Ja beim Eheversprechen ist mit diesem Vertrauen verbunden. Nicht umsonst wird dieses Ereignis „Trauung“ genannt. Glaube hat eine Beziehung zur Treue - griechisch bedeutet ‚pistis’ sowohl Glaube wie auch Treue. Ähnlich ist es beim Glauben an Gott: „Ich glaube“, d.h. „ich vertraue mich dir an.“ Die Nachfolge von Jesus ist von diesem Vertrauen geprägt und von der Treue. Aber wie ist es mit dem Unglauben? Es ist ähnlich wie mit Licht und Schatten - sie sind oft nahe beisammen. Der Freidenker glaubt an etwas. Die Christen vertrauen jemandem - Jesus Christus - und sagen: Ich glaube.

Sonntag, 5. Januar 2020


Schnee und Eis - typische Winterfreuden. „Wir verbringen erholsame Tage in herrlicher Bergwelt“, lese ich auf der Karte mit dem Ortstock (2716 m).  Ja, dort oben erlebte ich auch eine prächtige Rundsicht! Aber beim Aufstieg auf das Sustenhorn (3512 m) brach die Schneebrücke unter mir und ich hing in der Gletscherspalte - am Seil. Wie gut ist es doch, standhafte Freunde zu haben. Nicht nur im Winter auch im Sommer lockt der „ewige“ Schnee - der in unserer Zeit am Schmelzen ist. Risiken warten überall. Beim Schlittschuhfahren „landete“ ich im Wasser des Eisweihers. Das war noch harmlos. Unterschätzt werden die Gefahren beim Skifahren. Mir hätte es fast ein Auge gekostet, als ich mit dem Skistock das Brillenglas zertrüm-merte. Die Narben reden heute noch davon. „Glück gehabt“, meinte der Arzt, der rings ums Auge nähte, was möglich war. Ein vierjähriges Mädchen ist von einem 21-jährigen Pistenraser getötet worden. Lawinen sind die grosse Überraschung beim Skifahren. Verschüttete - sogar auf der geöffneten Piste. Eine „harmlose“ Schlittenfahrt führte zu Rückenverletzungen. Sollen Schnee und Eis zum Guten mitwirken ist Verantwortung unerlässlich - schon bei der Schneeballschlacht. Gefahrlos ist das Lächeln des Schneemannes. Winterbilder sind überwältigend. Schneeflocken unter dem Mikroskop - Wunderwerke. Sehen und staunen zählt zum Positiven und zum „slow down“ - zum Tempo drosseln. Zeit finden zur Entspannung. Die nächsten Anspannungen folgen - wohl schon morgen.

Samstag, 4. Januar 2020


Grenzen  trennen und verbinden. Paradox? Unsinn oder tägliche Erfahrung? Heute? Grenzüberschreitungen sind vielfach negativ: fehlender Anstand, ungerechte Anschuldigungen und Behandlung, Mobbing, Fake - aus dem Englischen für Fälschung, Gefälschtes wird als Wahrheit angeboten. Viele Irreführungen und Anklagen erfolgen, ohne dass die Grenze zwischen Recht und Unrecht wahrgenommen wird. Medien wie TV und Presse und die sog. sozialen Informationskanäle liefern klassische Beispiele. „Das Kind ist die Treppe hinabgefallen.“ Nein: Es war häusliche Gewalt. „Ein tragischer Unfall.“ Nein: Es war Mord. - Zum Glück erleben wir auch positive Grenz-überschreitungen. In Berlin ist die Mauer gefallen, wenn auch nicht die letzte Grenz-Mauer auf der uns anvertrauten Erde. Grenzkontrollen sind nach wie vor unentbehrlich. Grenzwerte sollen mithelfen, grösseres Unheil zu vermindern. Pfeiler- und Hängebrücken überwinden trennende Hindernisse. Es ist trotz Grenzen möglich, sich die Hand zu reichen.
Und wo sind die Grenzen im Weltall? Hinter dem äussersten Exo-Planeten? oder hinter den schwarzen Löchern? Grenzenlos möchte die Güte sein. Heute: ein Test mit Güte an der Grenze zum Nächsten...

Mittwoch, 1. Januar 2020


Alles neu - schwärmte der Teenager am Neujahrstag! Fast alles neu sagte die Braut im Blick auf die eben eingerichtete Wohnung. Neues bringt Überraschungen. Da flüsterte das Pflegekind zur Pflegemutter: ‚Meine Mama ist jetzt ein Mann, so bist du jetzt meine Mama.’ Wirklich eine neue Situation. Und das algerische zehnjährige Mädchen registrierte nach einigen Wochen in der Schweiz im Blick auf die geplante Heimreise in die bitter armen Verhältnisse: ‚Demain je vais à la maison, c’est domage; chez nous c’est pas beau, j’aime rester ici. Morgen werde ich nach Hause zurückkehren, das ist schade; bei uns ist es nicht schön, ich möchte hier bleiben.’ Solche Voten lassen nicht unberührt. Ist jede Veränderung gut?  
Ist Neues immer besser? Die Erinnerungen an vergangene Zeiten können beglückend oder belastend sein. So ist es auch beim Ausblick in die bevorstehende Zeit, in das Ungewisse von morgen, in die Wende von heute. Und bei allen Veränderungen ändere ich mich und meine Einstellung mit.  Neues? Es kommt. Ich wünsche dir, kleiner Bub, und dir, Mädchen aus Algerien - und auch allen, die schon etwas älter sind - für das oft unerwartete oder unerwünschte Neue neues Vertrauen, Mut und Spannkraft. Liebe ist ein Schlüssel, der Türen zum Guten öffnet.