Dienstag, 31. Dezember 2019


Gewohnheiten - oder gute Vorsätze? Er sagte: „Ich bin nun einmal so.“ Und sie meinte: „Ich kann nicht anders.“ Wie gewohnt - so getan. Gewohnheit als Programm. Ist das alles? Oder gibt es heute etwas Neues? „Der Jahres-wechsel ist die Hochsaison der guten Vorsätze“, las ich.  „Vorsätze?“ Was soll das? Wir kennen das Vor-Wort, den Vor-Arbeiter, die Vor-Züge, aber Vor-Sätze? Das heisst doch: Bevor ein Satz gesprochen und eine Tat getan wird, besteht die Möglichkeit, das Vor-Haben noch zu ändern. Das negative Wort unterlassen. Nicht mehr ungesund und zu viel essen. Weniger Umwelt-belastung und Internet. Keine weitere Zigarette; mit 16 Jahren hatte ich noch drei, aber die rauchte ich nicht mehr. Das ist eine Befreiung. Das möchte bei einer aktuellen Umfrage jeder Vierte. Angelika sagte: „Ich werde nie mehr anfangen zu rauchen.“ Bei XY ist die nächste Flasche und das nächste Glas das Problem. Der Knirps in der TV-Werbung fragt: „Was machsch du für d’Umwält?" Und heute - die ganz persönliche Frage: Was macht du Neues für dich? Bisherige Gewohnheiten können durch Neues abgelöst werden. Ein Vor-Bild ist hilfreich. Klar: Neues muss gelernt werden und oft brauchen wir Unterstützung. Ist es erprobt und erfahren, wirkt es beglückend. Eingeübt verändert sich das Leben zum Guten. Ich wünsche dir neue, gute Gewohnheiten mit beglückenden Erfahrungen.

Sonntag, 29. Dezember 2019


Astrologie zum neuen Jahr? Meine Nachbarin studierte Astrologie. „Astrologie“ ist aus den griechischen Wörtern ‚astron’ und ‚logos’ zusammengesetzt, aus ‚Stern’ und ‚Lehre’. Astrologie hat mit zwölf von 88 Sternbildern zu tun. Weil - nach damaliger Deutung - vor rund 2000 Jahren die Sonne durch diese zwölf  Sternbilder wanderte, haben sie die Namen für die sog. „Sternzeichen“ gegeben. Damals war der Frühlingspunkt im Sternbild ‚Fische’, gut 2000 Jahre vorher im Widder und noch einmal 2000 Jahre früher im Stier - und jetzt ist er bald einmal im ‚Wassermann’. Die Astrologie jedoch bleibt bei überholten Positionen stehen. Sie lehrt mit sog. Horoskopen - das Wort ist zusammengesetzt aus ‚Stunde’ und ‚schauen’ - aufgrund des Standes der Planeten Deutungen geben zu können. Ein römischer Dichter meinte bereits um 200 v. Chr.: „Eine astrologische Voraussage kostet eine Drachme und ist um eine Drachme zu teuer.“ Astrologie basiert auf völliger Unwissenheit zeitgemässer astronomischer Kenntnisse. Sie schliesst von unrealistischen Ansichten auf einen realen Einfluss auf das Ergehen und betrügt sich und andere. Da waren die ‚magoi’ aus Matthäus 2, die Weisen aus dem Osten, besser beraten, als sie dem Stern folgten und Jesus Christus in Bethlehem fanden. Er sagt seinen Nachfolgern: „Ich bin bei euch alle Tage.“

Samstag, 28. Dezember 2019




Frustriert? Von Weihnachten? ... oder von ...? „Zufrieden sein ist unzeit-gemäss“, las ich in der Zeitung. Der Zufriedene werde als weltfremder Träumer angesehen. Frustration ist vielerorts an der Tagesordnung. An Varianten fehlt es nicht. Das Modewort kann bedeuten: Enttäuschung, Nichterfüllung des Erwarteten, das versagt bleiben von Bedürfnissen „z.B. bei ausbleibender Triebbefriedigung, bei verletztem oder unbefriedigtem Ehr- und Rechtsgefühl“. Die Frustrations-Epidemie ist weit verbreitet. Streit mit dem geschiedenen Ehepartner. Dreinschlagende Kinder. Gewalt in der Öffentlichkeit und hinter verschlossenen Türen.  Spannungen bei der Arbeit. Täuschung beim Gespräch. Putins gekränkter Stolz. Lawinenopfer statt Pistenrausch. Heilung der Frustration ist schwierig, wenn sie als Normal-zustand akzeptiert wird. Der Weg zum Gespräch, echte Entschuldigung, Vergebung und Änderung der problematischen Gegebenheiten helfen Frustration, Stress und Resignation abbauen. Frieden mit den Nächsten und mit Gott wird möglich und - Zufriedenheit ist beglückend.

Mittwoch, 25. Dezember 2019


Vergessen. „Vergiss das!“ sagten sie. „Das werde ich nie vergessen“, meinte die Braut. „Die einzige Arznei gegen Unrecht ist vergessen“, lehrte der Erfahrene. „Ich kann das nie vergessen, ich kann das auch nie vergeben“, sagte sie. „Sie haben mich vergessen“, klagte die betagte Frau in der Residenz. „Vergiss den grossen Schmerz!“ riet Friedrich Schiller. „Vergiss die Toten nicht“, tönt es von einer andern Seite. „Ich bin so vergesslich“, meinte der Senior. „Vergessen können ist eine Gnade“, erklärte die Beraterin. Vergessen wollen und vergessen können ist eine Form der Entlastung der Gedanken und der Reinigung des Gedächtnisses. Vergessen ist Vorbereitung für Neues. „Wenn ihr betet, so vergebt, wenn ihr etwas wider jemand habt“, nach Ralf Luther. Und wie ist es mit Gott? „Sie haben mich vergessen“, registriert Jeremia in Gottes Auftrag. Aber Gott vergisst weder die Kinder noch die Alten noch die dazwischen. „Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“, singt Psalm 103. Im Blick auf das andere schrieb der Gesandte Paulus von Tharsus nach Ephesus: „Ich vergesse, was hinter mir ist, strecke mich aber nach dem aus, was vor mir ist - Christus Jesus.“ Vergiss das Negative - um Neues aufzunehmen und zielstrebig zu leben. Als ich heute Morgen aus einem Traum erwachte, hörte ich singen: Vergiss nicht zu danken...

Dienstag, 17. Dezember 2019


Das Böse oder der Böse? oder beides? Nachrichten, Tagesschau und eigene Erfahrungen sagen vom Bösen in unserer Welt. Verschiedene Bereiche des Bösen sind schon in den uralten „zehn Geboten“ erwähnt, die Moses brachte. Gebote für das Gute. Verbote gegen das Böse. „Erlöse uns von dem Bösen“, lehrte Jesus beten (Mt. 6,13). Aber was ist damit gemeint? Der Böse? Der Satan? Der Teufel? Oder ist die Zeit solcher Personifizierungen vorbei? Dass „das Böse“ noch weit verbreitet ist, wird kaum jemand bestreiten. Und doch kann „der Böse“ oder „die Böse“ im Osten und im Westen, im Norden und im Süden und ganz in der Nähe gefährlich auftreten. Zu seinem Begleiter Simon Petrus sagte Jesus in einer bedrohlichen Situation: „Hinweg von mir, Satan... du sinnst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist“ (Mt. 16,23). Diese Personifi-zierung kann auch in Mt. 6,13 gemeint sein. „Der Böse“ kann der böse Mitmensch sein, der böse Diktator, die böse ... und ich. Sehr konkret. Und „wer meint er stehe, sehe zu, dass er nicht falle“ (1. Kor. 10,12). Der Erlöser darf angesprochen werden. Es ist Gnade, vor bösen Mitmenschen bewahrt oder aus ihrem Einfluss erlöst zu werden. Erlöste sind ein Segen für die Welt.

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Heiliger Geist. Auch in der Vorweihnachtsgeschichte wirkt der heilige Geist. In der Ursprache des Neuen Testamentes heisst es in Matthäus 2,20 in Griechisch: ek pneumatos estin hagiu. Lateinisch lesen wir: de Spiritu sancto est und ins Hebräische zurückübersetzt me-ruach ha-kodäsch (Hebr. NT). Die „Philosophie des Geistes“ befasst sich mit „mind“ u.a. im Sinne von
Verstand, Sinn, Meinung und Absicht. G.W.F. Hegel spürte dem „Selbst-bewusstsein Gottes im Menschen“ nach (Felicia Englmann, Philosophie). „Gott ist Geist - pneuma ho theos“ sagt Johannes 4,24. Der heilige Geist ist Gottes Geist, Gottes Gegenwart, Gottes wirkende Kraft - auch durch sein Wort. Die alte Verheissung, die Gott gab, sagt: „Meinen Geist werde ich in euer Inneres legen“ (Ezechiel 36,27, Zürcher Bibel). Diese Veränderung erlebten die Nachfolger von Jesus. Johannes beschreibt diese Verwandlung als eine neue Geburt (Joh. 3), als ein Neustart - durch Gottes Eintritt in unser Wesen und Leben. Heil werden bedeutet geheiligt werden als Person, in der Meinung, in der Absicht, im ganzen Wesen, Tun und Leben. Wie der heilige Geist sich auswirkt beschreiben u.a. Galater 5 und 1.  Korinther 12-14. Kurz zusammengefasst heisst das: „Glaube, der sich durch Liebe wirksam erweist“ (Gal. 5,6). Und Weihnacht? „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab...“ (Johannes 3,16). Weihnacht - das Fest der Liebe!

Mittwoch, 11. Dezember 2019


Geist? Ghost? Ghosting?  Zwischen diesen verschiedenen Bezeichnungen lässt sich ein Zusammenhang vermuten. Doch welcher? Ghost kann mit Geist übersetzt werden, aber auch mit Gespenst oder Schatten. Und da sind wir nahe beim Spuk, bei unheimlichen Begebenheiten. Da heisst es, ein Geist erscheine und verschwinde wieder spurlos. Und „Ghosting“? Ein Wort, das aus dem Englischen in unsere Umgangssprache gekommen ist. Es beschreibt einen Kontaktabbruch, wo jemand unvermittelt weg ist - wie beim Spuk ein „Geist“ verschwindet. Gespenstische Stille. Plötzlich keine Antwort mehr, kein Zeichen, keine Begegnung. Die Autorin Tina Soliman ging diesem Phänomen nach und entdeckte als eine gravierende Ursache die Angst. Angst vor einer Konfrontation. Angst, vor dem Aufdecken des persönlichen  Versagens. Angst, einer Klärung und Begegnung nicht ge-wachsen zu sein. Die Flucht ins Schweigen und ins Verschwinden ist auch bei Datingportalen naheliegend; „klick“  und die oder der andere ist weg. Nicht alle halten einer ehrlichen Auseinandersetzung stand. Sie verschwin-den wie ein Gespenst und hinterlassen bei andern - oft in sadistischer Weise - Beleidigung, Verletzung, Unverständnis, Verlust, Trauer oder sogar Rachegefühle. Besser als Ghosting ist Empathie, ein Einfühlungsvermögen, das Kommunikation möglich macht. NB. „Geist“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht „heiliger Geist“; der heilige Geist ermöglicht gute Kontakte und Beziehungen.

Sonntag, 8. Dezember 2019


Lügen oder Wahrheit? „So lügt die Schweiz“, war der Titel einer Aus-wertung über Wahrheit und Lüge. Lügen sind wie schillernde Seifenblasen. Kleinere. Grössere. Sie schaukeln davon, bleiben irgendwo hängen und zerplatzen. Lügen haben - was für Beine? Sie kommen nicht weit. Die Wahrheit steht der Lüge entgegen. Rund 100'000 Leute besuchten in Lenzburg die Ausstellung „Fake. Die ganze Wahrheit.“ Ist das wahr? Skepsis schleicht herzu. Fake News, Falschmeldungen, Faktenfehler - nicht nur bei Abgaswerten und CO2-Zahlen. Einst sagte die Verkäuferin bei altem Brot: „Es ist ganz frisch aus dem Ofen gekommen.“ Die Frage ist: Wann? Die Welt wäre besser ohne Lügen, meinen die einen. Und die andern: Ohne Notlüge geht es nicht. Als wären Notlügen keine Lügen.
„Das entspannteste Verhältnis zur Lüge haben... Wähler der Grünen...“, lese ich. Da „nimmt man es auch mal locker mit der Wahrheit“, berichtet der Tagesanzeiger. Auch mit der Lüge will ja etwas erreicht werden, nur - auf unehrliche Weise. Wie ist das in der Politik und in den Medien? Bei der Postauto-Rechnung und in den zwischenmenschlichen Beziehungen? „Junge Erwachsene würden gerne weniger lügen, machen aber das Gegenteil...  Wenn man es sich leisten kann, nicht mehr überall lügen zu müssen,“ sei bereits eine höhere Altersstufe erreicht. Und wie ist es dazwischen? „Sie war schon immer dagegen“, hiess es. Wirklich? Der Zeuge hat nur die Wahrheit zu sagen. Fantasie wird an andern Orten geschätzt.

Mittwoch, 4. Dezember 2019


Zweiter Platz. „In meinem Kopf gibt es keinen zweiten Platz“, sagte sie und ergänzte: „Dank dieser Philosophie habe ich meine heutige Position erreicht.“ Und sie zeigte die Faust. Und er meinte: „Ich musste immer der Beste sein.“ Mein einstiger Chef lehrte: „Ich will, dies Wort ist mächtig, spricht’s einer ernst und still; die Sterne reisst’s vom Himmel, dies eine Wort: Ich will.“ Ich. Ich - der erste Platz. Ich - die beste Position. Ich - reisse das Weltall zusammen - mindestens ein kleines. Da fällt auch der montierte Weihnachtsstern. Ich - und dann lang niemand mehr. So selbstverbohrt. So einsam. Und wo ist Raum für den Nächsten? Für die Kinder? Für den Nachbarn? Für... ...? Nichts gegen Beste; die Ich-Betonung macht die Sache so fatal. Uneingeschränkter Egoismus ist der Anfang von Krieg - auch vom Wirtschaftskrieg. Anders ist: zuvorkommend statt überheblich. Und besser ist: gütig und edel auf dem zweiten Platz oder einem der weiteren als arrogant auf dem kurzfristig ersten. Jede und jeder achte die andern höher als sich selbst. Da warten unerwartete Chancen.

Montag, 2. Dezember 2019


Geburtstag. Heute vor 130 Jahren wurde mein Vater geboren. Ohne „von“, ohne Klamauk und ohne grosse Publizität. Der 2. Dezember 1889: kein Sonntag. Nach dem ‚Immerwährenden Kalender’ ein Montag. Der erste Arbeitstag einer neuen Woche. Sechs Geschwister waren in der Sticker-Familie schon da. Mein Vater hat das Licht der Welt in der Adventszeit erblickt, in der Licht-Zeit. Mein Vater gab als Pfarrer der Adventszeit eine besondere Bedeutung: Die vier Adventskerzen vom 1. Advent bis zum 4. Advent markierten und markieren den Weg auf Weihnachten hin. Und dann - auch in der Adventszeit, als wegen des zweiten Weltkriegs Verdunkelung geboten war - wartete auf meinen Vater nach dem tödlichen Unfall der Weg vom Dunkel ins ewige Licht. Advent und Weihnachten - trotz Dunkel - Stationen auf dem Weg ins Licht.