Spritze. Ich warte auf die Spritze. Die Bilder vom Emery zeigen
mir so etwas wie eine Geröllhalde. Die Wirbel sind z.T. eingedrückt, die
Bandscheiben gequetscht. Der Druck auf die Nerven nahm zu. Am Morgen konnte ich
in den letzten Tagen fast nicht mehr stehen und gehen. Bis übermorgen sollte die
Blutverdünnung so weit reduziert sein, dass eine Spritze gewagt werden kann.
Tabletten und Tropfen halfen in der Zwischenzeit die Schmerzen zu reduzieren.
Gut, dass es diese Mittel gibt und auch die erwartete Spritze in den Rücken.
Die Sicht beim Röntgen ermöglicht eine genaue Platzierung. Der
Rotkreuz-Fahrdienst wird mich ins Röntgeninstitut bringen. Dafür und für alle
Hilfe bin ich sehr dankbar. Einschränkungen und Schmerzen zu ertragen fällt
nicht leicht. Nun bin ich froh, bald eine Erleichterung erfahren zu dürfen.
Wozu? Klar, zur Linderung der Schmerzen. Aber weiter gefasst, zum positiven
Erleben des Lebens. Und doch ist das nicht alles. J. Ratzenböck sagte: „Der
Sinn meines Lebens ist der Nächste“ - der Mitmensch, für den ich da bin, ja, gerne da bin.
Sonntag, 30. August 2020
Sonntag, 16. August 2020
Zeit - oder Verlust
Zeit - „Das Wertvollste im Leben ist die Zeit,“ notierte Bruce
Lee. Ich stimme ihm weitgehend zu. Zeit ‚haben’ ist ein wertvolles Vermögen.
Zeit mit guten Gegenübern teilen - vervielfacht die Zeit und ihren Wert. Verlorene
Zeit ist das Gegenteil von gewonnener Zeit. Nun ist es nicht die Zeit an sich,
nicht die Viertelstunde, gemessen mit der Uhr, nicht der Tag der Agenda, der
Wert liegt im Inhalt der Zeit. Es sind die guten Erlebnisse, nicht mit Gold
aufzuwiegenden Gespräche, die gemeinsame Arbeit, sie zeigen den Wert erlebter
Zeit. Eine Bekannte wünschte sich zum Geburtstag „Zeit“, die miteinander erlebt
werden darf. War sie einsam? Erlebte
sie, dass eine grosse Zahl von Leuten keine Garantie bedeuten für „das
Wertvollste im Leben“. Zeit haben füreinander und miteinander macht die Zeit
wertvoll. Natürlich kann auch die andere Dimension zum Wertvollsten führen: die
stille Zeit, Zeit mit sich selber und - wie dieser Ausdruck auch verwendet wird
- die Zeit mit Gott. Ein Gelehrter suchte eines Nachts Zeit bei Jesus zu
verbringen. Er suchte das Gespräch mit ihm und er fand - das Wertvollste.
Quelle: Johannes 3. Zeit - heute - für...
Donnerstag, 13. August 2020
Mensch - und Tier
Mensch? Traurig sass der
Schimpanse hinter den Gitterstäben. Oder war nun ich hinter Gittern? Ich sprach
ihn an, fragte nach seinem Ergehen. Unser Blick war Auge in Auge.
Vertrauensvoll. Worte konnte er nicht als Antwort geben. Da nahm er sorgfältig
ein Stück Zwetschenkuchen, das neben ihm auf dem Boden lag und reichte es
zwischen den Eisenstäben hindurch mir zu. Ich dankte ihm freundlich für das
selbstlose Angebot und sagte: „Das ist für dich bestimmt.“ Er nahm es wortlos zurück
und legte es wieder neben sich hin. Ich musste mich von ihm trennen und zu
meinen Angehörigen zurückfinden. Nicht ohne mich vom wiederum traurigen Schimpansen
- diesen Eindruck hatte ich - zu verabschieden. Ein Mensch ist einem Affen
begegnet. Oder: ein Affe kommunizierte mit einem Menschen. Wo liegt der
Unterschied zwischen Mensch und Tier? Es können viele Ähnlichkeiten entdeckt
werden, aber auch Unterschiede. Ich erwähnte die Sprache mit Worten. Im alten Buch
Genesis lese ich: „Gott der Herr rief dem Menschen und sprach zu ihm: Wo bist
du? ... Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt...“ Die Schlange?
Die Begegnung von Mensch und Tier weist auf Unterschiede hin. Menschen - geschaffen nach
dem Bild Gottes, berufen zur Gemeinschaft mit ihm und miteinander. Sie verstehen,
wenn auch nicht immer; sie antworten - in der Regel und sie lieben, wenn sie
nicht gleichgültig sind oder hassen. Das sind besondere Merkmale.
Montag, 10. August 2020
Wut oder Wunder
Wut! Der 43-Jährige sagte von seiner „Wut auf Beschöniger und
Ver-schwörer“, die die Corona-Pandemie in Abrede stellen. Ihn hatte sie erfasst.
Seine Wut entstand offensichtlich aus einer grossen Enttäuschung und Verletzung.
Im Krankenhaus lag er sieben Wochen im Koma. Dann folgte die Wut
über die Fantasten und Schwätzer, die falsche Interpretationen propagieren. Nur
schon in der Schweiz sind bis jetzt mehr als 30'000 Personen am Virus erkrankt
und mehr als 10’700 daran gestorben. Der Krankheitsverlauf ist für viele
schwerwiegend. Wut ist mehr als Ärger. Das französische „rage“ und das
lateinische „furor“ sagen etwas vom in Rage kommen und von der Furore die
entsteht. Wut, diese starke emotionale Äusserung steht im Gegensatz zu
Ruhe und Zufriedenheit und Freude. Wut zeigt auch die Mühe, sich noch beherrschen
zu können. Aus Frustration wird Aggression. Wutausbrüche können zu Blockaden
und Schlägereien führen, aber auch zu Krankheiten wie Bluthochdruck,
Herzinfarkt, Lungenschäden, Depressionen und vieles dazu. Wut darf nicht ein
anhaltender Zustand sein. Die Ursache muss geklärt und beseitig werden. Auf der
gleichen Seite des Tagesanzeigers wird von der zerstörenden Explosion in Beirut
berichtet. „Wut, Trauer und Gewalt“ folgte dem Drama. Ob Covid-19 oder
falsche Politik, die Ursache der Wut muss benannt und beseitigt
werden, damit die Kräfte der Wut zu einer Veränderung zum Guten führen. Verwandelte Wut
ebnet den Weg für Wunder.
Sonntag, 9. August 2020
Acht - 5x8 - 88
8 - Acht ist für mich eine besondere Zahl. Gibt es das bei
Ihnen, bei dir auch, dass eine Zahl so etwas wie eine besondere Position
bekommen hat? Am 8. ist mein Geburtstag und das im 8. Monat, also im August: am 8.8.! Und dann bin
ich eines Tages 80 geworden, an einem 8.8.: 80. Und dieses Jahr ist der 8.8.
der 88. Geburtstag. Das hätte ich mir vor Jahren nie vorstellen können, 80 oder
gar 88 zu werden. Als Jugendlicher hatte ich das Empfinden, dass ich nicht über 40
Jahre alt werde. Mein älterer Bruder wurde nur 3 Tage alt. Aber dann ging bei
mir das Leben nach dem 40. Geburtstag weiter und der Horizont weitete sich
sogar: Mit 40 reiste ich das erste Mal nach Amerika. Der Anlass war die Generalkonferenz unserer Kirche, die in
Atlanta, Georgia, stattfand. Mit 80 feierte ich auf einer Schifffahrt mit dem
Familien- und Freundeskreis auf dem Bodensee. Und mit 88 war es möglich eine
Rundfahrt auf dem Zürichsee zu erleben, mit meiner Gattin im Rollstuhl, und mit
einer Freundin, die den Rollstuhl führte. Meine Spinalstenose schränkte mich
zwar ein, dass ich am diesjährigen Geburtstag zum ersten Mal übte, in einem
Rollstuhl zu fahren. Aber bei allem wurde Gottes Verheissung aufs Neue erfüllt:
Ich bin bei dir - ich bin bei euch! Das
auch am 8.8. mit 88 Jahren und weiter für alle und für alle Daten in der Zukunft.
Montag, 3. August 2020
Misserfolg oder Genie
Misserfolg - „Sein Leben war ein einziger Misserfolg.“ Dieser
Satz steht als erster über dem Leben eines Künstlers, der mit 37 Jahren starb.
Misserfolg - das Gegenteil von Erfolg, vom Erreichen gesteckter Ziele, von
Anerkennung, Lob und Verehrung. Misserfolg, ein Fiasko, ein Desaster. War sein
Geburtstag, der 30. März, ein Unglückstag? War da kein guter Stern? In der
Liebe hatte er kein Glück. Beziehungen gingen in Brüche. Er war „ein Versager. Er
war unfähig, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Unfähig - ein vernichtendes
Urteil. Ist ein solches Urteil fair? Urteilen ist das Eine. Etwas Anderes ist
es, die Umstände und die Zusammenhänge zu erkennen, die zu einem solchen Leben
führen. Seine „grundlegende Erfahrung war und blieb die des Scheiterns.“ Der
Versuch als Händler „endete mit seiner Entlassung.“ Das Theologiestudium brach
er ab. Als Laienprediger bei den Kohlearbeitern wurde ihm „... sein spärlicher
Lohn bald gestrichen.“ Er begann zu zeichnen und zu malen. Nun trotzte er - so
lange er konnte - dem Sturm des Lebens und des Meeres. Auch dem Sand der Dünen.
Er schreibt: Ich habe das Bild „zweimal vollständig abkratzen müssen, weil es ganz
mit einer dicken Sandschicht bedeckt war.“ Aber er malte weiter. Sein Bruder
meinte es gut mit ihm, er zahlte für ihn. 37 Jahre Misserfolg? „Erst nach
seinem Tod zollte man ihm Anerkennung“, schreibt I. F. Walther über das Leben
von Vincent van Gogh, 1853-1890. Ein Versager - ein Genie? Sein Leben und sein
Werk bewegen weiter.
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