Misserfolg - „Sein Leben war ein einziger Misserfolg.“ Dieser
Satz steht als erster über dem Leben eines Künstlers, der mit 37 Jahren starb.
Misserfolg - das Gegenteil von Erfolg, vom Erreichen gesteckter Ziele, von
Anerkennung, Lob und Verehrung. Misserfolg, ein Fiasko, ein Desaster. War sein
Geburtstag, der 30. März, ein Unglückstag? War da kein guter Stern? In der
Liebe hatte er kein Glück. Beziehungen gingen in Brüche. Er war „ein Versager. Er
war unfähig, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Unfähig - ein vernichtendes
Urteil. Ist ein solches Urteil fair? Urteilen ist das Eine. Etwas Anderes ist
es, die Umstände und die Zusammenhänge zu erkennen, die zu einem solchen Leben
führen. Seine „grundlegende Erfahrung war und blieb die des Scheiterns.“ Der
Versuch als Händler „endete mit seiner Entlassung.“ Das Theologiestudium brach
er ab. Als Laienprediger bei den Kohlearbeitern wurde ihm „... sein spärlicher
Lohn bald gestrichen.“ Er begann zu zeichnen und zu malen. Nun trotzte er - so
lange er konnte - dem Sturm des Lebens und des Meeres. Auch dem Sand der Dünen.
Er schreibt: Ich habe das Bild „zweimal vollständig abkratzen müssen, weil es ganz
mit einer dicken Sandschicht bedeckt war.“ Aber er malte weiter. Sein Bruder
meinte es gut mit ihm, er zahlte für ihn. 37 Jahre Misserfolg? „Erst nach
seinem Tod zollte man ihm Anerkennung“, schreibt I. F. Walther über das Leben
von Vincent van Gogh, 1853-1890. Ein Versager - ein Genie? Sein Leben und sein
Werk bewegen weiter.
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